Sonntag, 3. Februar 2013

Kometen-Entdeckungen und Beobachtungen aus Flugzeugen

In meinem letzten Posting bin ich im Zusammenhang mit dem Kometen Wilson-Hubbard (C/1961 O1) kurz auf Kometenbeobachtungen aus Flugzeugen eingegangen. Ich habe inzwischen noch ein paar weitere Literaturstellen aufgetan. Es handelt sich ausnahmlos um knappe Notizen und Hinweise, die ich nachstehend als kurze Übersicht widergebe:

FINSTERNIS-KOMET (C/1948 X1).
Dieser Schweifstern wurde am 01.11,1948 während einer Totale Sonnenfinsternis in Kenia in nur 1.5° Entfernung von der Sonne entdeckt sowohl am Boden als auch aus einem Flugzeug der Royal Air Force in 13.000 ft. Höhe entdeckt. Der sehr helle (wohl - 2 mag) Komet besaß einen langen Schweif und konnte auch noch in den ersten Sekunden nach Ende der Totalität gesehen werden.
Spätere Bahnberechnungen (Quelle) zeigten, dass der Schweifstern, der sein Perihel bereits am 27.10.1948 erreicht hatte, vor dem 06.11.1948 (Elongation an diesem Tag 14°) stets viel zu nah bei der Sonne gestanden war, um ihn von der Erde aus zusehen. Lediglich der Zufall der Totalen Sonnenfinsternis hatte zu seiner frühzeitigen Entdeckung geführt. Die Nachricht von dieser in der Astronomie-Geschichte nahezu beispiellosen Beobachtung verbreitete sich aber nur langsam, sodass es ab dem 07.11.48 auf der Südhalbkugel zahlreiche "Neuentdeckungen" gab. Die Nase vorn hatte dabei ein australischer Pilot:
"It was next seen, in Australia, by an airline pilot, Capt. Thomson, while flying from Perth to Adelaide last "Saturday night" - presumably the date was November 6.8 U.T." (Quelle). Später stellt sich dann heraus, dass der Komet bereits am 04.11.48 gesichtet worden war: "The next certain report of it came from Captain Frank McGann of Pan American-Grace Airways, who found it independently, on November 4 while flying at 16,500 ft. near Kingston, Jamaica." (Quelle). An diesem Tag hatte vom Erdboden aus noch überhaupt keine Chance bestanden.

WILSON-HUBBARD (C/1961 O1):
Auf die ungewöhnliche Entdeckungsgeschichte dieses Kometen bin ich ja bereits eingegangen. Als Nachtrag hier die allererste Entdeckungsmeldung vom 23.07.1961 aus der südafrikanischen Linienmaschine:
"0239 G.M.T. sky-trail visible. Aircraft position 24°30' N. 24° 00' E. Aicraft climbing from 34,00 ft. to 38,000 ft. Air hostess (Miss Anna Ras) drew crews attention to phenomenon in east - this was a vertical trail, topmost point approximately 15° above horizon." (Quelle)

WHITE-ORTIZ-BOLLELI (C/1970 K1):
Entdeckt wurde der Schweifstern am 18.05.1970 in Australien von Graeme L. White mit einem Feldstecher. Als White das Objekt am 20.05.1970 wiederfand, war es mit bloßem Auge sichtbar, hatte eine Helligkeit von etwa +1 mag und einen 10 Grad langen Schweif. "The next observation was on May 21.6, by Air France pilot Emilio Ortiz from a location 400 km east of Tananarive (Malagasy Republic). He described the head as of magnitude 0.5 to 1.0, and a tail 5° to 8° long." (Quelle)
Es ist daher nicht verwunderlich, dass nun eine regelrechte Entdeckungswelle losrollte. Nur die ersten 3 offiziellen Meldungen (neben White und Ortiz der Astronom Carlos Bolleli vom Cerro Tololo) wurden den Regeln entsprechend bei der Namengebung berücksichtigt.

KOHOUTEK (C/1973 E1):
Bei den vorgenannten Kometen erfolgten die Beobachtungen aus der Luft zufällig. Bei Komet Kohoutek (C/1973 E1) wurden die Vorteile der Flugbeobachtung ganz bewusst genutzt, um interessierten Amateurastronomen und Laien ungestörte Blicke auf den Kometen zu ermöglichen. Die Teilnehmer an den 3 Flügen gehörten wahrscheinlich zu den wenigen, die von diesem Schweifstern nicht enttäuscht waren. Michael Hendrie (2000, 16/17) schreibt:
"Other observers in the UK reported for Jan 10: S.R. Heathcote (4.8), Rothery (4.8), C. Henshaw (4.7), P. J. Young (4.8), G. Montgomery (5.2) and Gainsford (4.8).
That these consistent magnitudes were affected by low altitude and absorption is illustrated by observations made on flights from London Gatwick on January 10 and Manchester on January 11. To accomodate all those interested two flights were needed from Gatwick, one accompanied by Milbourn and the other by P. Moore. Milbourn observed from the darkened aircraft at 9,400m (31,000ft) over the Irish Sea, describing the conditions as superb with 5th magnitude stars visible 10° above the horizon. In this sky he made the coma small, about 3 arcmin cross and 3.2 mag with a 4.0 mag central condensation, almost nuclear. The tail was straight, and only slightly divergent, bright for 5° but could be detected by averted vision out to 13° near p.a. 65°. No structure was visible in 13x80 binoculars used. To the naked eye up to 8° of tail were visible. On Jan 10 also Simmons in Florida and Clark in Australia recorded 3.6 and 3.8 mag respectively.
On January 11 Doherty, accompanying the Manchester flight, gave 4.0 magnitude with a 8° tail as seen from 10,600m (35,000ft). On that evening Ridley at Godalming gave 4.3 mag. with a tail about 2° long, the comet just visible to the naked eye. A. W. K. Thomas at Reading saw 5° of tail in 7x50 binoculars but found the 4.8 magnitude comet only just a naked-eye object."
(Quelle)

1P/HALLEY (1986):
Zur Beobachtung von 1P/Halley wurde in den Niederlanden ein Flug angeboten, zu dem ich bislang lediglich eine kurze Notiz in dem Buch "Meteor showers and their Parent Comets" von Peter Jenniskens gefunden habe (auf S. 12): "I was an undergraduate student of astronomy at Leiden University in the Netherlands and was invited to be a tour guide on a chartered DC-9 airplane to watch the comet above the usual deck of clouds. Two hundred people eager to see the scourge of legend sparkle in the sky paid $50 and were given six ten-minute laps over the North Sea, each time providing a new group a seat at the windows." Die Helligkeit von Halley betrug zu dieser Zeit etwa 4 mag.

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