Samstag, 24. November 2007

Ein Monat Komet Holmes






Einen Monat ist es nunmehr her, seit Komet Holmes sozusagen über Nacht auf der Bildfläche erschienen ist. Was damals wohl nur die wenigsten dachten: er ist immer noch mit bloßem Auge sichtbar, wenn die Wolken denn einmal Platz machen. Im Moment stört auch der helle Vollmond, der nicht allzu weit von Holmes entfernt durch das Sternbild Stier wandert. Deswegen erscheinen in den letzten Tagen weniger Fotos und auch die Aktivität in den Mailinglisten hat stark nachgelassen. Dass das Interesse an dem seltsamen Schweifstern dennoch ungebrochen ist, beweisen die seit gestern wieder stark anziehenden Besucherzahlen auf Kometen.info. Es kann natürlich auch sein, dass unsere Seite irgendwo empfohlen wurde. Wie dem auch sei, nach 4 Wochen mit Holmes ist es Zeit für einen ersten Rückblick.

Öffentliche Beobachtungen
Wahrscheinlich haben zahlreiche Sternwarten und astronomische Vereine im deutschsprachigen Raum öffentliche Beobachtungen angeboten und genauso wahrscheinlich sind viele an den zumeist ungünstigen Witterungsverhältnissen gescheitert. Ich habe das ehrlich gesagt nicht verfolgt. In Wien hat die WAA an einem Abend mitten in der Stadt ein paar Teleskope aufgebaut, was natürlich eine gewisse Aufmerksamkeit erregt hat (http://www.waa.at/bericht/2007/11/20071105api21.html). Hier in Bonn bietet die Volkssternwarte bei klarem Wetter jeden Montag im Anschluss an die Bibliotheksöffnung Sternbeobachtung für jedermann an. Leider war es an den 4 Montagen, die seit dem Erscheinen von Holmes vergangen sind, jedesmal bewölkt. Gleiches galt auch für die erste Veranstaltung "Bonner Sternenhimmel" in dieser Wintersaison, die am 16.11.07 vorgesehen war. So bot der Tag der offenen Tür am 28.10.07 bislang tatsächlich die einzige Möglichkeit, den Kometen dem Bonner Publikum durchzuführen.

Mailinglisten
Die internationalen Mailinglisten zum Thema Kometen (Verzeichnis) konnten sich in den letzten Wochen über mangelnde Aktivität wahrlich nicht beklagen. Hier wurden auch die diversen Hypothesen über die Ursachen des Helligkeitsausbruchs erörtert. Bizarr wurde es auf der Comets ml, als alles auf die Bilder des Hubble Space Telescope wartete. Einige äußerten den Verdacht, dass das HST nicht auf den Kometen gerichtet würde, weil Fotos für Examensarbeiten Vorrang hätten, und die seien doch nicht so wichtig. Letzteres kann man natürlich auch anders sehen. Irgendwie war plötzlich ein Misston drin, der in offenen Anfeindungen einiger Teilnehmer gipfelte, die sich wechselseitig vorwarfen, vom Wissenschaftsbetrieb mehr oder weniger keine Ahnung zu haben. Es dauerte etwas, bis sich die Wogen geglättet hatten. Natürlich war das HST auf den Kometen ausgerichtet worden, doch wer sich von den Bildern die Lösung des Rätsels um 17p versprochen hatte, wurde enttäuscht. Mal abgesehen von all dem Staub in der Koma ist das HST schon vom Auflösungsvermögen überhaupt nicht in der Lage, den Kern des Kometen zu beobachten. Der misst etwa 3 - 4 Kilometer und befindet sich in einer Entfernung von der Erde, in der das Teleskop Einzelheiten mit einem Durchmesser unter 56 Kilometern überhaupt nicht auflösen kann.

Holmes im Web 
Auf den astronomischen Webseiten hat Holmes eine Durchdringung von nahezu 100% erreicht. Alle Info-Portale haben einen oder mehrere Beiträge gebracht und die Fotogallerie auf Spaceweather ist inzwischen bei 21 Seiten angelangt. In 4 Wochen hatte natürlich jeder irgendwann mal klaren Himmel und die Gelegenheit, das Teleskop oder einfach nur die Digitalkamera auf Holmes zu richten. So ist 17p logischerweise inzwischen auf unzähligen privaten Webpages präsent. Auch Kometen.info hat eine Reihe von Foto-Zusendungen erhalten. Wir mussten die Seite mehrmals umstrukturieren, um einerseits die Fotos präsentieren zu können und andererseits die Seitengröße in einem zumutbaren Rahmen zu halten. Wie üblich verfolgen wir auf Kometen.info die aktuellen Entwicklungen und aktualisieren die Seite zu 17p mindestens einmal täglich. Wer wirklich detaillierte Updates auch zur aktuellen Diskussion und Hinweise auf besonders interessante Fotos haben wollte, war beim Cosmic Mirror wie üblich bestens aufgehoben.

Noch ein Blick auf das Web 2.0
Flickr liefert zu "Comet Holmes" aktuell 1211 Ergebnisse (http://www.flickr.com/search/?q=comet+holmes), alleine in unserer Flickr-Gruppe sind inzwischen 120 Fotos eingestellt worden, die Mitgliederzahl liegt bei 52. Die Videosuche bei Youtube erbringt zu "Comet Holmes" immerhin 93 Treffer.

Komet Holmes in den Medien 
Diesmal waren die Medien richtig schnell; noch am 24.10. hatte es eine Presseinformation aus dem Vorstand der VdS gegeben, und die war auf fruchtbaren Boden gefallen. Am 25.10. war Holmes in Zeitung und Fernsehen voll präsent. Ob nun Absicht oder nur Missverständnis - die Schlagzeile "Komet Holmes ist so hell wie der Mond" war zwar sachlich unzutreffend, aber immerhin ein Blickfänger; hervorragend hingegen der erste Beitrag von Spiegel Online, der Titel Unheimlicher Komet schon doppelt so groß wie die Sonne eines späteren Artikels war weniger gelungen; immerhin wurde dann im Text erläutert, dass der unheimliche Komet uns nicht auf den Kopf fallen wird. Martin Wagner hat es am 28.10.07 wieder geschafft, eines seiner Fotos in den Tagesthemen zu platzieren (Screenshot).

Komet Holmes am Himmel
Einen Helligkeitsausbruch in der Größenordnung wie bei Holmes hat es in der Geschichte der Astronomie wohl noch nie gegeben. Dass das Interesse der Fachwelt und der Amateurastronomen in höchstem Maße geweckt ist, ist daher verständlich. Aber auch für die Öffentlichkeit bot Holmes etwas. In den ersten 2 Wochen war er selbst aus dem Lichtermeer der Städte heraus mit bloßem Auge sichtbar, das Wort vom "Urban Comet" machte die Runde. Aber natürlich war sein Erscheinungsbild - zumal es ihm am Schweif mangelt - bei weitem nicht so spektakulär wie das von Hyakutake oder Hale-Bopp. Und auch McMaught machte nach dem 10. Januar - wenn man ihn denn zwischen den Wolken einmal sehen konnte - mehr her. Das Problem ist zudem, dass man sich etwas am Himmel orientieren können muss, um ein eher mittelprächtiges Objekt wie Holmes aufzufinden. Man kann sagen, dass das Interesse an Holmes in nichtastronomischen Kreisen durchaus mit seiner Helligkeit korrelliert - eben mittelmäßig.

Unser Holmes
Kometen.info hat wie bei McNaught wieder positive Resonanz gefunden, zwischenzeitlich wurde allerdings die lang gewordenen Ladezeit kritisiert. Wir haben mit eine Reduktion der Bildgrößen und dem Verzicht auf die Werbebanner reagiert. Letztere wurden durch Textlinks ersetzt. Bemerkenswert war allerdings, dass die Kritik aus einem Astronomieforum kam, dessen Threads mit unkomprimierten Bildern überfrachtet sind - Einzelseiten mit 10 Postings haben da oft eine Dateigröße von 1 mb und niemanden scheint es zu stören. Irgendwann haben wir auch einen Telefonanruf zu Holmes erhalten. Die Dame war etwas merkwürdig und nach einigen Minuten stellte sich dann heraus, dass es sich um eine recht abgedrehte Esoterikerin handelte, die in 17p wohl mehr sieht als einen Staubklumpen. Ob sie da oben nun eine Basis der Exoterresten vermutet, habe ich nicht mehr in Erfahrung bringen können, weil ich vorher aufgelegt habe.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen